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1. Bd. 1 - S. 417

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 417 — 7. Zur Geschichte des geistigen bez. religiösen Lebens. 1. Christian Thomasius ladet zum ersten Male seine Studenten durch eine deutsche Ankündigung ein. 1687, 24. Oktober. a) „Christian Thomas Eröffnet Der Studierenden Jugend zu Leipzig in einem Discours, Welcher Gestalt man denen Frantzosen in gemeinem Leben und Wandel nachahmen solle? Ein Collegium über des Gratians Grnnd-Reguln / Vernünfftig / klug und artig zu leben. Meine Herren! @8 ist kein Zweiffel / und schon von vielen angemercfet worden / daß wenn unsere Vorfahren die alten Teutschen anitzo auferstehen und in Teutschland fommen sollen / ihnen im geringsten nicht düncken würde / daß sie in ihrem Vaterlande und bey ihren Landsleuten wären / sondern sie würden sich vielmehr einbilden / daß sie in einem frembden Lande bey unbefanten und gantz andern Menschen sich aufhielten; so grosse Enderungen sind / ich will nicht sagen / in tausend / sondern nur in etlichen hundert Jahren darinnen fürgegangen / unter welchen nicht die geringste ist / daß / dafür diesem die Frantzosen bey denen Teutschen in feine sonderliche Hochachtung fommen / heut zu Tage alles bey uns Frantzösisch seyn muß. Frantzösische Kleider / Frantzösische Speisen / Frantzösischer Haußrath / Frantzösische Sprachen / Frantzösische Sitten / Frantzösische Sünden / ja gar Frantzösische Kranck-hetten sind durchgehend im Schwange. Sollen wir uns nun nicht billig schämen (so wir ja nichts anders bebenden wollen) daß wenn unsere Vorfahren einen Blick in die itzige Welt thun sollen / sie an statt ihres gleichen in Teutschland anzutreffen dasselbe mit Teutschen Frantz-Mannern besetzet finden würden / welche von denen uhralten Gebräuchen so gar abgewichen sind / daß von selbigen säst nicht das geringste mehr / welches uns von den vorigen eine Anzeigung geben fönte / übrig blieben; ich meine ja / sie würden uns als unechte Kinder und Bastardte anspeyen / und uns eher mit unsern Frantzösischen Bärtgen für feige und weibische Memmen als ansehnliche wackere Männer achten; ich meine / sie würden uns entweder einen derben und nachdrücklichen Verweiß geben; oder aber uns nicht einmal ihres Zorns würdig achtende mit einem bittern Gelächter von sich stoffen. Auff diese Weise pflegt man öffters von unserer heutigen Lebens-Art und Wandel zu urtheilen; aber meines Bedünckens / wenn man feine andere Ursachen wieder dieselbige fürbringen sän / möchte man wohl mit diesen in Ruhe stehen / und die guten alten Teutschen in ihren Gräbern ebensals ruhen lassen . . . Die alten Teutschen waren wegen eines und andern billig zu loben; aber wer wolle leugnen / daß wir nicht auch in vielen Stucken einen mercklichen Vortheil für ihnen anstzuweisen hätten? . . . So halte ich auch gäntzlich bafür, daß die Nachahmung 27

2. Bd. 1 - S. 130

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 130 — nuper exhibitis quidam fratres ordinis sancti Francisci qui de observantia nuncupantur ex parte vicarii eorum generalis nobis devotis rogatibus sup-plicarunt, ut de vita et conversatione devotissimi quondam fratris felicis rae-morie Joannis de Capistrano ordinis eiusdem, quantum experientialiter et veraeiter nobis constaret, litteratorie fidele perhibere testimonium dignaremur coram vestra sanctitate suo tempore producendum, nos tarn sancte Intention! , tarn pio desiderio favorabiliter annuentes ea que diligenti investiga-tionis indagine de eodem eximio viro nobis cognita fuere niemoriter recol-legimus, pura ac simplici narratione bis nostris litteris recitamus. Constat enim nobis, quod postquam idem vir venerabilis ante aliquot annos in Alemania circumeundo et loca varia perlustrando suis predicationibus et doctrinis multos in via morum obliquis anfractibus gradientes ad Christiane vite rectitudinem reflectere satagisset, etiam ad nos in oppidum Liptzk personaliter declinavit, ubi ultra integrum mensem continue perseverans devoto quodam atque efficaci placidoque exhortationis genere evangelicam atque apostolicam dissereret veritatem , nunc arguendo, nunc obsecrando, nunc increpando, iam etiam blando, iam rigido, iam compunctivo semper omnibus grato, numquam infructuoso hortatu, nonnulla theologice veritatis abdita rese-rando, quasdam etiam Christiane con-versationis regulas iuxta sacrorum canonum instituta limpidius declarando, sana doctrina sobrio sermone concionatus est ad utriusque status populum atten-tione devotissima suspensum et ad sui exhortationem non mediocriter emen-datum. ftät, die uns neulich gebracht worden sind, haben einige Brüder Vom Orden des Hl. Franziskus , Observanten *), von Seiten ihres Generalvikars, uns ergebenst gebeten , daß wir ihnen über das Leben und den Wandel des weiland ergebenen Bruders seligen Angedenkens^) Johannes von Capistrano, von ihrem Orden, soviel uns zuverlässig und wahrheitsgemäß bekannt ist, in Gewissenhaftigkeit brieflich zu bezeugen für wert halten möchten, was seiner Zeit Ew. Heiligkeit vorgelegt werden soll. Wir haben daher, sowohl dem heiligen Aufträge als auch dem frommen Verlangen zustimmend, alles, was wir durch gewissenhafte Forschung über diesen hervorragenden Mann, soweit unserem Gedächtnisse bekannt ist, gesammelt und unverfälscht und schlicht in diesen Briefen erzählt. Ganz sicher steht für uns fest, daß dieser ehrwürdige Mann, nachdem er vor einigen Jahren in Deutschland herumziehend verschiedene Orte durch seine Predigten erleuchtet und durch seine Lehren viele, die auf krummen Wegen der Sitten gewandelt sind, wieder auf die rechte christliche Bahn zurückgeführt hat, auch zu uns in die Stadt Leipzig gekommen ist, wo er, über einen vollen Monat ununterbrochen verharrend, durch eine wahrhaft bescheidene wie wirksame und gefällige Art der Ermahnung die evangelische apostolische Wahrheit gepredigt hat, bald scharfsinnig beweisend, bald beschwörend, bald scheltend, bald schmeichelnd, bald streng, bald bestechend, immer allen einen Gefallen erweisend, niemals vergeblich, nichts verschließend, was der Wahrheit der göttlichen Lehre widerspricht, gewisse Regeln des christlichen Lebenswandels nach den Gesetzen der heiligen Bücher klar auslegend; mit heilsamer Lehre und schlichter Rede hat er gepredigt zu Leuten aller Stände, die er zu spannender Aufmerksamkeit demütigst gefesselt und durch seine Ermahnung nicht wenig gebessert hat. !) Franziskaner, die streng die Ordensregeln beobachteten. 2) C. starb am 23. Oktober 1456 in einem ungarischen Franziskanerkloster, nachdem er sich ruhmvoll an den Kämpfen der Ungarn gegen die Türken (1456) beteiligt hatte.

3. Bd. 2 - S. 57

1911 - Leipzig : Wiegandt
- 57 - worauf der ansehnliche Altvater uns ganz gravitätisch zu sitzen nötigte und einen ziemlich langen Diskurs mit gutem Anstand durchführte. Solange Schlosser in Leipzig blieb, speiste ich täglich mit ihm und lernte eine sehr angenehme Tischgesellschaft kennen. Einige Livländer und der Sohn des Oberhofpredigers Herrmann in Dresden, nachheriger Burgemerster m Leipzig, und ihre Hofmeister, Hofrat Pfeil, Verfasser des „Grafen von P.", eines Pendants zu Gellerts „Schwedischer Gräfin", Zachariä, ein Bruder des Dichters, und Krebel, Redakteur geographischer und genealogischer Handbücher, waren gesittete, heitere und freundliche Menschen. Zachariä der stillste; Pfeil ein feiner, beinahe etwas Diplomatisches an sich habender Mann, doch ohne Ziererei und mit großer Gutmütigkeit; Krebel ein wahrer Falstaff, groß, wohlbeleibt, blond, vorliegende, heitere, fyimml* helle Augen, immer froh und guter Dinge. Diese Personen begegneten mir sämtlich teils wegen Scblossers, teils auch wegen meiner eigenen offenen Gutmütigkeit und Untätigkeit auf'das allerartigste, und es brauchte kein großes Zureden, künftig mit ihnen den Tisch zu teilen. Ich blieb wirklich nach Schlossers Abreise bei ihnen qab den Ludwigischen Tisch auf und befand mich in dieser geschloffenen Gemschaft um so Wühler, als mir die Tochter vom Hause, ein gar hübsches, nettes Mädchen, sehr wohl gefiel und mir Gelegenheit ward, freundliche Blicke zu wechseln . - -Die Stunden des Mittagsessens brachte ich mit meinen Freunden heiter und nützlich zu. Krebel hatte mich wirklich lieb und wußte mich mit Maßen zu necken und anzuregen, Pfeil hingegen bewies mir eine ernste Neigung, indem er mein Urteil über manches zu leiten und zu bestimmen suchte... , , Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Taten des Siebenjährigen Kriegs in die deutsche Poesie. Jede Nationaldichtung muß schal sein oder schal werden, die nicht auf dem Menschlichsten ruht, auf den Ereignissen der Völker und ihrer Hirten, wenn beide für einen Mann stehn . . . Die Kriegslieder, von Gleim angestimmt, behaupten deswegen einen so hohen Rang unter den deutschen Gedichten, weil sie mit und in der Tat entsprungen sind, und noch überdies, weil an ihnen die glückliche Form, als hätte sie ein Mitstreitender in den höchsten Augenblicken hervorgebracht, uns die vollkommenste Wirksamkeit empfinden läßt. . Ramler singt auf eine andere, höchst würdige Weise die Taten seines Königs. Alle seine Gedichte sind gehaltvoll, beschäftigen uns mit großen, herzerhebenden Gegenständen und behaupten schon dadurch einen uuzerstörlichen Wert . . . Eines Werks aber, der wahrsten Ausgeburt des Siebenjährigen Krieges von vollkommenem norddeutschen Nationalgehalt, muß ich hier vor allen ehrenvoll erwähnen ; es ist die erste aus dem bedeutenden Leben gegriffene Theaterproduktion von spezifisch temporärem Gehalt, die deswegen auch eine nie zu berechnende Wirkung tat: „Minna vo n Barnhelm". Lessing, der im Gegensatze von Klopstock und Gleim die persönliche Würde gern wegwarf, weil er sich zutraute, sie jeden Augenblick wieder ergreifen und aufnehmen zu können, gefiel sich in einem zerstreuten Wirts-haus- und Weltleben, da er gegen fein mächtig arbeitendes Innere stets ein gewaltiges Gegengewicht brauchte, und fo hatte er sich auch in das Gefolge des Generals Tauenzien begeben. Man erkennt leicht, wie genanntes Stück zwischen Krieg und Frieden, Haß und Neigung erzeugt ist. Diese Probuktion war es, die den Blick in eine höhere, bebeutenbere Welt ans der litterarischen und bürgerlichen, in welcher sich die Dichtkunst bisher bewegt hatte, glücklich eröffnete. Die gehässige Spannung, in welcher Preußen und Sachsen sich währenb bieses Kriegs gegeneinanber befanben, konnte durch die Beenbigung besselben nicht aufgehoben werben. Der Sachse fühlte nun erst recht schmerzlich die Wunben, die ihm

4. Bd. 2 - S. 52

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 52 — Diese lebhafte Bewegung war jedoch bald vorüber, und nun trat mir die Stadt selbst mit ihren schönen, hohen und untereinander gleichen Gebäuden entgegen. Sie machte einen sehr guten Eindruck auf mich, und es ist nicht zu leugnen, daß sie überhaupt, besonders aber in stillen Momenten der Sonn- und Feiertage, etwas Imposantes hat, sowie denn auch im Mondschein die Straßen halb beschattet, halb beleuchtet mich oft zu nächtlichen Promenaden einluden. Indessen genügte mir gegen das, was ich bisher gewohnt war, dieser neue Zustand keineswegs. Leipzig ruft dem Beschauer keine altertümliche Zeit zurück; es ist eine neue, kurz vergangene, von Handelstätigkeit, Wohlhabenheit, Reichtum zeugende Epoche, die sich uns in diesen Denkmalen ankündet. Jedoch ganz nach meinem Sinn waren die mir ungeheuer scheinenden Gebäude, die, nach zwei Straßen ihr Gesicht wmdend, in großen, himmelhoch umbauten Hofräumen eine bürgerliche Welt umfassend, großen Burgen, ja Halbstädten ähnlich sind. In einem dieser seltsamen Räume quartierte ich mich ein, und zwar in der Feuerkugel zwischen dem alten und neuen Neumarkt. Ein paar artige Zimmer, die in den Hof sahen, der wegen des Durchgangs nicht unbelebt war, bewohnte der Buchhändler Fleischer während der Messe und ich für die übrige Zeit um einen leidlichen Preis. Als Stubennachbarn fand ich einen Theologen, der in feinem Fache gründlich unterrichtet, wohldenkend, aber arm war und, was ihm große Sorge für die Zukunft machte, sehr an den Augen litt. Er hatte sich dieses Übel durch übermäßiges Lesen bis in die tiefste Dämmerung, ja sogar, um das wenige Öl zu ersparen, bei Mondschein zugezogen. Unsere alte Wirtin erzeigte sich wohltätig gegen ihn, gegen mich jederzeit freundlich und gegen beide sorgsam. Nun eilte ich mit meinem Empfehlungsschreiben zu Hofrat Böhme, der . . . Geschichte und Staatsrecht lehrte. Ein kleiner, untersetzter, lebhafter Mann empfing mich freundlich genug und stellte mich seiner Gattin vor. Beide sowie die übrigen Personen, denen ich aufwartete, gaben mir die beste Hoffnung wegen meines künftigen Aufenthaltes; doch ließ ich mich anfangs gegen niemand merken, was ich im Schilde führte, ob ich gleich den schicklichen Moment kaum erwarten konnte, wo ich mich von der Jurisprudenz frei und dem Studium der Alten verbunden erklären wollte. Vorsichtig wartete ich ab, bis Fleischers wieder abgereist waren, damit mein Vorsatz nicht allzu geschwind den Meinigen verraten würde. Sodann aber ging ich ohne Anstand zu Hofrat Böhmen, dem ich vor allen die Sache glaubte vertrauen zu müssen, und erklärte ihm mit vieler Konsequenz und Parrhesie meine Absicht. Allein ich fand keineswegs eine gute Aufnahme meines Vortrags. Als Historiker und Staatsrechtler hatte er einen erklärten Haß gegen alles, was nach schönen Wissenschaften schmeckte. Unglücklicherweise stand er mit denen, welche sie kultivierten, nicht im besten Einvernehmen, und Gelierten besonders, für den ich, ungeschickt genug, viel Zutrauen geäußert hatte, konnte er nun gar nicht leiden . . . Er ersuchte mich freundlich, die Sache nochmals zu überlegen und ihm meine Gesinnungen bald zu eröffnen, weil es nötig fei, wegen bevorstehenden Anfangs der Kollegien sich zunächst zu entschließen . . . halten und keinen Anteil an ihren Leidenschaften, Händeln, Borliebe und Abscheu nehmen. Es leben hier einige Personen im Stillen, die, wenn ich so sagen darf, vom Schicksal in Pension gesetzt worden sind, von denen ich großen Vorteil ziehen wurde, wenn es mir die Zeit erlaubte. Von dem allgemeinen Betragen gegen mich sann ich sehr zufrieden sein. Sie bezeigen mir den besten Willen und die größte Achtung, dagegen bin ich auch freundlich, aufmerksam, gesprächig, und zuvorkommend gegen jedermann. Es ist gar schön, an einem Orte fremd sein, und doch so notwendig eine Heimat zu haben . . . Lebe wohl . . . (Ebda. Ii, S. 130.)

5. Bd. 2 - S. 146

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 146 - Ich: Ich habe es gethan, und ich habe schon zu viel geschrieben. Es ist eine große Geschicklichkeit zu rechter Zeit aufzuhören; und endlich liegt mir an der Unsterblichkeit wenig, wenn ich nur geuützet habe. D. K.: Weis er keine von seinen Fabeln auswendig? Ich: Nein. D. K.: Besinne er sich. Ich will etliche mal im Zimmer auf und abgehen. Ich: Nunmehr kann ich Ihrer Majestät eine sagen. Ich sagte ihm die Fabel vom Maler in Athen. Als ich bis auf die Moral war, sagte er: Nun die Moral? Ich sagte die Moral. D. K.: Das ist gut; das ist sehr gut! Ich muß ihn loben. Das habe ich nicht gedacht; nein, das ist sehr schön, natürlich, gut und kurz. Wo hat er so schreiben lernen? Es klingt fein; sonst hasse ich die deutsche Sprache. Ich: Das ist ein Unglück für uns, wenn Sie die Deutschen Schriften hassen. D. K.: Nein, ihn lobe ich. Ich: Das Lob eines Kenners und Königs ist eine große Belohnung. D. K.: Der König wird wohl nicht viel dazu beytragen. Ich: Ja, wenn der König ein Kenner ist: so wird das Lob vollwichtig. D. K.: Wenn ich hier bleibe, so besuche er mich wieder, und stecke er seine Fabeln zu sich und lese er mir welche vor. — Dieses, Gnädigstes Fräulein, ist der kurze Auszug eines Gesprächs, das bey nahe zwo Stunden gedauert hat. So lange ich auf meiner Stube war, zitterte ich. So bald ich auf die Gasse kam, fafsete ich mich und ward beherzt. Und eben weil ich unbesorgt war, Beyfall zu erlangen, habe ich ihn erhalten. Gott sey Dank, daß ichs überstanden habe! Läßt er mich wieder rufen, so bin ich vor nichts bange, als vor der Religion. Aber Gott wird mir Muth und Klugheit geben, wenn es die Pflicht befiehlt, die Ehre der christlichen Religion auch gegen alle Könige zu bekennen, und wo ich kann, zu retten. Er mag wohl schon wissen, daß ich geistliche Lieder gemacht habe; und das ist mir sehr lieb. Wenn er spotten will, so werde ich ihm sagen: Sire, diese Lieder werden bey Ihren Armeen gesungen und gebetet und die christlichen Gedichte machen gute Bürger und treue Soldaten. Wenn er mich fragt, ob ich feine medicinifchen Regeln in Acht genommen hätte: so werde ich ihm antworten, daß mich seine Mittel nicht gesund machen würden, so lange ich vier Lazarete um und neben mir hätte. Beten Sie, daß er ein Christ wird . . . u. s. tu. Leipzig, den 12. Dezember 1760. Glrt." (Ebda.) d) „Gnädiges Fräulein, . . . Der König hat mich noch nicht wieder rufen lassen; (nee sic male!) er hat aber den andern Tag nach unsrer Bekanntschaft zum Obristlieutenant Marbitz und dem Major Qvintus bey der Tafel gesagt: Geliert est le plus raisonable de tous les Professeurs Allemands, que j’ai vus encore. Viel Lob, das auch wahr seyn kann und das mich für meine Person doch wenig rührt . . . . . . Seitdem ich bey dem Könige gewesen bin, nehmen die Osficiere unter dem Thore allezeit den Hut vor mir ab und ich hoffe, sie sollen noch ins Gewehr rufen, wenn ich wieder bey ihm gewesen bin. Als ich herausgieng, sagte der König zum Qvintus: C’est tont autre chose que Gotsched. Die Studenten sind ganz närrisch vor Ehrfurcht gegen den König, feit dem er mir so gnädig begegnet hat, und die Preußen triumphiren über diese Begebenheit ... n. s. w. Leipzig, den 15. Decbr. 1760. Glrt." (Ebda.)

6. Bd. 2 - S. 150

1911 - Leipzig : Wiegandt
Kriegsmacht durch die Streitkräfte Deutschlands unentgeltich zu vergrößern. Deshalb ward die Einführung der Conscription*) in allen verbündeten Staaten ein Grundsatz des Bundes; deshalb mußten alle deutschen Völker in allen Kriegen Frankreichs, wie ungerecht und für Deutschland gleichgültig sie auch waren, kämpfen und bluten, deshalb mußte das empörende Trauerspiel des Bruder-Krieges die Geschichte Deutschlands schänden, und deshalb erhielten in den kärglichen Stunden des Friedens alle deutschen Staaten französische Besatzungen und französische Befehlshaber. Um diesen unermeßlichen, ununterbrochenen Aufopferungen gewachsen zu seyn, mußte die Macht der verbündeten Fürsten vergrößert werden. Billig hätte dieß ans den Mitteln des Protectors geschehen sollen, allein hiervon kann die Geschichte auch kein Beispiel ausweisen. Bequemer geschahe dieß aus fremden Mitteln. Der größte Theil der deutschen Regenten ward den wenigem verbündeten Fürsten zur Verstärkung ihrer Finanzen und ihrer Hülfsmittel Preis gegeben, deutsche Fürsten wurden aus den Trümmern ihrer Brüder für fremde Macht verstärkt. Wo dieß noch nicht genügte, da ward das Vermögen der Unterthanen zur freien Willkühr angewiesen . . . Gleichgültigkeit für das Glück der Unterthanen war daher dritter H a n p t g r n n d f a tz des rheinischen Bundes2). . . . Gränzenlose, ungebändigte, blinde Abhängigkeit vom Willen des Proteetors und dagegen eben so sreies Schaltungsrecht über Leben, Glück und Vermögen der Unterthanen war ein . . . vierter Hauptgrundsatz . . . Ein solches Scepter konnte nur geführt werden, so lange die deutschen Fürsten getrennt von einander gehalten wurden; ... aus dem Bundestage würde der Unwille über solche Behandlung sich ausgesprochen haben, in Beschwerden . . . und in vereinigte Unzufriedenheit übergegangen feyn. Deutschland und deutsche Fürsten durften daher keinen Vereinignngspunkt haben, sondern die verbündeten Staaten mußten ganz getrennt und isolirt gegen einander stehen — war der fünffte . . . Allein auch das deutsche Volk sollte aufhören, die Bundesvölker sollten feine Deutschen mehr seyn — dieß war der sechste Grundsatz des Bundes. Der deutsche Name erweckt in jedem edleren Gemüthe ein freies, himmlisches Gefühl , verhaßt mußte er dem Unterdrücker Deutschlands seyn, zerstört alles werden, was an gemeinsames Vaterland, gemeinsamen Ursprung, gemeinsames Interesse erinnerte. Nicht einmal den Namen des deutschen Bundes erhielt dieser Bund . . . Noch fennt die Geschichte fein Gegenstück einer solchen Völferhöhnung, einer Despotie dieser Art. — Einem durch Handel, Gewerbe und Künste reichen, sich fühlenden Volfe sann ein solches Joch nicht auferlegt werden. Nur derjenige der in feiner Heimath nichts zu verlieren hat, läßt sich willig in jeden Krieg schleppen. Zerstörung der deutschen National - Wohlhabenheit ward daher der siebente Grundsatz des Bundes . . . Allein auch ein durch Wissenschaften, geistige Bildung und Verfassung geadeltes Volf erträgt mit blinder Hingebung fein Joch, sondern ergreift diese erste Gelegenheit es abzuschütteln. Zum achten Grundsatz des rheinischen Bundes ward es daher, deutsche Geistesbildung, deutsche freie Verfassungen zu beschränken, den deutschen Geist abzustumpfen, auf daß nie ein Herrmann erwache. Aber auch diese Herrschaft befriedigte des Herrschers Herrschsucht noch nicht; Deutschland war längst in seinen Dekreten zur künftigen Jneorporation in Frankreich bestimmt. Durch Einführung der französischen Verfassung, des französischen J) Das gesetzlich geregelte System der Aushebung auf der Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht. *) Dies dürste ein zu hartes Urteil sein, vgl. die Briese Napoleons an seinen Bruder, den König Jerome!

7. Bd. 2 - S. 389

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 389 - Harret ruhig und im Vertrauen auf das, was ich schon gethan und noch thun werde. Greift nicht den Befugnissen der von euch selbst gewählten Landesvertreter vor; nur was im verfassungsmäßigen Wege zu Stande kommt, trägt die Bürgschaft sicheren Bestehens. Ruhe und Ordnung, Gesetzlichkeit, unverrücktes Festhalten an dem Rechtszustande, welchen die Verfassungsurkunde begründet hat, Eintracht zwischen Fürst und Volk, Muth und Vertrauen, das ist es, worauf Deutschlands Freiheit und Selbstständigkeit beruht, das ist es, wodurch wir allein jeder Gefahr mit Erfolg entgegentreten können. Sachsen bewahrt eure alte Treue! Dresden, den 6. März 1848. Friedrich August. von Koenneritz. von Zeschau. von Wietersheim, von Carlowitz. von Oppell." (Leipziger Tageblatt 1848, Nr. 68.) 6. Aus einer Adresse der Bauern an den König. „Allerdurchlauchtigster König! Allergnädigster König und Herr! Das hochherzige Beispiel der Stadt Leipzig, welche mit Freimuth vor dem Throne über die im Volke vorherrschenden Gefühle und Wünsche sich ausgesprochen, hat auch uns nicht theilnahmlos gefunden. Ew. Königl. Majestät kennen die Treue und Liebe des Bauernstandes zu seinem König. Sie bewährt sich jetzt in unserer Offenheit. Wir haben erfahren, daß Ew. Königl. Majestät in dem Glauben erhalten werden, daß der Sinn des Volkes mit dem der Minister in Einklang stehe. Wir versichern Ew. Majestät, daß, wohin wir hören, wohin wir sehen, es fast nur Eine Stimme giebt: daß es anders, bester werden möge! Wir versichern Ew. Königl. Majestät, daß noch mancher auch uns nahe berührender Wunsch auf dem Herzen des Volkes liegt, seiner Erfüllung harrend." (Es folgt eine Klage über das gegenwärtige Wahlgesetz, die Adresse fährt dann fort:) „Es ist ein schmerzliches Gefühl für uns, wenn wir es mit ansehen müssen, wie unsere Söhne aus dem Kreise der Ihrigen dahin geführt werden, wie auf einen orientalischen Markt, um gezwungen zu werden, die Waffen zu tragen. Ost ist ihre Kraft, ihr Körper der einzige Reichthum, den sie auf dieser Welt besitzen ; sie müssen sie in den Jahren, wo sie ihnen die besten Früchte tragen könnten, dem Vaterlande geben, während der Mann von Geld seinen Sohn von der Pflicht der Vaterlandsvertheidignng loskauft! Mögen Ew. Königliche Majestät Ihrem Lande eine volksthümliche Wehrverfassung verleihen, damit die Vertheidigung des Vaterlandes nicht länger eine unmenschliche Last, sondern eine freudige Pflicht, ein stolzes Recht eines Jeden im Volke werde. Die Abgaben des Staates sind so vertheilt, daß der Vermögendere Verhältniß» mäßig weniger zahlt, als der Aermere; mögen Ew. Königliche Majestät eine Besteuerung einführen lassen, welche auf billigerer Grundlage ruht, die Eitelkeit, Titel-und Rangfucht am wenigsten schont, und unsere Steuern mindert!

8. Bd. 2 - S. 369

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 369 - geboren sind! Nicht zu ruhen auf den blutigen Kränzen der Vergangenheit, nein, weil die Zukunft ihre Bahnen öffnet frei und groß . . . In der Noth versprach man uns, ein Vaterland zu geben, ein einiges Vaterland der Gerechtigkeit . . . Nur e i n Fürst hat s ü r st l i ch sein Wort gelöst . . . Unter seinem Schutz sind auch wir zusammengetreten, um auf dem freiesten, deutschen Boden ein freies deutsches Wort zu wechseln. Mögen ihm die andern nachkommen und bald! Denn Eins hat das deutsche Volk gewonnen, die Kraft des Selbstvertrauens — es will sich nicht wiederum wiegen lassen in den ehrlosen Schlaf; es kann nicht vergessen seine Schmach und sein jauchzendes brüderliches Erwachen zum Kampf für seinen Gott und seine Gerechtigkeit.. Er wird ihm helfen! Dafür bürgt in tausend Feuerstrahlen sein Gesandter, der Geist der Wahrheit, der treu ist und unbesiegbar, wie er selber. Dieser Tröster führt heute seine Helden zusammen, und auch uns, um ein Wort zu seiner Zeit zu reden in der heiligen Sache des Vaterlandes; und wir haben das Recht dazu, wenn der Mensch überhaupt ein Recht hat an sein Leben und an das Element, in dem er athmet. Wer bluten darf für das Vaterland, der darf auch davon reden, wie er ihm am besten diene im Frieden. So stehn wir unter freiem Himmel und sagen das Wahre und das Rechte laut. Denn die Zeit ist gottlob gekommen, wo sich der Deutsche nicht mehr fürchten soll vor den Schlangenzungen der Lauscher und dem Henkerbeil der Tyrannen und sich niemand entschuldigen muß, wenn er vom Heiligen und Wahren spricht. Würdiger können wir das Fest der Geistesfreiheit und des befreiten Vaterlandes nicht feiern mit allen unsern Brüdern . . . Aber es schwebt noch ein anderer Geist in dem Lichte des Himmels, lebendig in wenigen Herzen — der Geist der Tugend und der Schönheit. Für ihn zu zeugen ist die Zeit gekommen — ihn zu pflanzen in alle Herzen, denn sie verlangen alle darnach . . . Aber, er will ein Vaterland haben und wir haben keins; er kann nur dauernd unter einem einigen und starken Brudervolke wohnen: und noch sind wir schmählich getrennt und zerrissen. In diesen todten Formen der Gewohnheit, in denen nur faule, selbstsüchtige und kraftlose Seelen athmen mögen, in diesen papiernen Staaten ohne Seele muß das Deutsche Bruderherz erkalten, kann der große Geist der Wahrheit und der Schönheit nicht wehn; bei dieser kleinlichen Geschäftigkeit, in die kein Schimmer von öffentlichem Leben scheint, wo jeder Einzelne zur Selbstsucht angewiesen ist und der beste Knecht der beste Bürger ist; bei diesem Hofdienst und dieser kindischen Auszeichnung, statt daß die Bahn der Tugenden offen wäre für jede freie Kraft, kann kein Wetteifer entbrennen im Vortrefflichen und Guten, muß der große Enthusiasmus fehlen, der im Volksleben und seiner Kunst so Unglaubliches schafft . . . Hier laßt uns aber von dem Gemeingeist der Gerechtigkeit reden, dem wir den Weg bereiten wollen. Denn das fromme und sittliche Leben in ihm will nicht befohlen, es will vom Geiste dem Geist gepredigt werden; des Volkes brüderliche Einheit will in der Gesinnung leben . . . Der Geist der Freiheit und der Wahrheit will nicht auf der Zunge sitzen, sondern im Kern des Herzens . . . Wir geloben aber in dieser Stunde der Weihe dem Herzenskündiger, eines hoffenden Volkes Lehrer, Verwalter seiner heiligen Sache, Zeugen seiner Menschenwürde zu sein . . . Vergessen wir nie, daß alle Wissenschaft dem Vaterland dienen soll und dem Leben der Menschheit . . . 24

9. Bd. 2 - S. 65

1911 - Leipzig : Wiegandt
65 — und setzte meine Stubien auch von dieser Seite fort, welche baburch noch mehr ge-förbert würden, daß eine ansehnliche Schwefelsammlung beim Umziehen in Unorbnung geraten war. Ich brachte sie, so gut ich konnte, wieber zurechte und war genötigt, babei mich im Lippert und andern umzusehen. Einen Arzt, Doktor Reichel, gleichfalls einen Hausgenossen, konsultierte ich von Zeit zu Zeit, ba ich mich wo nicht krank, boch nnmustern fühlte, und so führten wir zusammen ein stilles anmutiges Leben. Nun sollte ich in biesem Hause noch eine anbere Art von Verbinbung eingehen. Es zog nämlich in die Mansarbe der Kupferstecher Stock. Er war aus Nürnberg gebürtig, ein sehr fleißiger und in seinen Arbeiten genauer und orbent-licher Mann. Auch er stach, wie Geyser, nach Öserischen Zeichnungen größere und kleinere Platten, die zu Romanen und Wichten immer mehr in Schwung kamen. Er rabierte sehr sauber, so daß die Arbeit aus dem Ätzwaffer beinahe vollenbet herauskam und mit dem Grabstichel, beit er sehr gut führte, nur weniges nachzuhelfen blieb. Er machte einen genauen Überschlag, wie lange ihn eine Platte beschäftigen würde, und nichts war vermögenb, ihn von seiner Arbeit abzurufen, wenn er nicht fein täglich vorgesetztes Pensum vollbracht hatte. So saß er an einem breiten Arbeitstisch am großen Giebelfenster in einer sehr orbentlichen und reinlichen Stube, wo ihm Frau und zwei Töchter häusliche Gesellschaft leisteten. Von biefen letzten ist die eine glücklich verheiratet8) und die anbere eine vorzügliche Künstlerin; sie sinb lebenslänglich meine Freunbinnen geblieben. . . Man lasse mich hier noch einiger Männer gebenken, welche sich in Leipzig aufhielten ober bafelbst auf kurze Zeit verweilten. Kreissteuereinnehmer Weiße, in feinen besten Jahren, heiter, freunblich und zuvorkorninenb, warb von uns geliebt und geschätzt. Zwar wollten wir feine Theaterstücke nicht burchaus für musterhaft gelten lassen, ließen uns aber boch babon hinreißen, und feine Opern, durch Hitlern9) auf eine leichte Weise belebt, machten uns viel Vergnügen. Schiebeler von Hamburg betrat biefelbe Bahn, und bessen „Lifuarb und Dariolette" warb von uns gleichfalls begünstigt. Eschenburg, ein schöner junger Mann, nur um weniges älter als wir, zeichnete sich unter den Stubiereuben vorteilhaft aus. Zachariä ließ sich's einige Wochen bei uns gefallen und speiste, durch seinen Brnber eingeleitet , mit uns an Einem Tische. Wir schätzten es, wie billig, für eine Ehre, wechselsweise durch ein paar außerorbentlicher Gerichte, reichlicheren Nachtisch und ausgesuchteren Wein unserm Gast zu willfahren, der als ein großer wohlgestalteter, behaglicher Mann feine Neigung zu einer guten Tafel nicht verhehlte. Lef f ing traf zu einer Zeit ein, wo wir, ich weiß nicht was, im Kopf hatten; es beliebte uns, ihm nirgenbs zu Gefallen zu gehen, ja, die Orte, wo er hinkam, zu ttermeiben, wahrscheinlich weil wir uns zu gut bünkten, von ferne zu stehen, uttb keinen Anspruch machen konnten, in ein näheres Verhältnis mit ihm zu gelangen. Diese augenblickliche Albernheit, die aber bei einer anmaßlichen und grillenhaften Jugenb nichts Seltenes ist, bestrafte sich freilich in der Folge, inbem ich biefen so vorzüglichen und von mir aufs höchste geschätzten Mann niemals mit Augen gesehen. Bei allen Bemühungen jeboch, welche sich auf Kunst und Altertum bezogen, hatte jeber stets Win ckelma nn vor Augen, beffen Tüchtigkeit im Vaterlanbe mit Enthusiasmus anerkannt würde. . . Nun vernahmen wir jungen Leute mit Jubel, daß Winckelmann aus Italien zurückkehren, feinen fürstlichen Freunb besuchen 10), unterwegs bei Ösern eintreten und also auch in unsern Gesichtskreis kommen würde. Wir machten keinen Anspruch, mit ihm zu reben; aber wir hofften ihn zu sehen, und weil man in solchen Jahren 8) Minna Stock, Gattin Gottfried Körners, Mutter des Freiheitsängers Theodor Körner. 9) Lgl. S. 71. 10) den Fürsten von Dessau.

10. Bd. 2 - S. 54

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 54 — gesorgt, . . . aber die Form verdarb meist alles; denn wenn ein solcher Hans-schneider allenfalls ein guter Geselle gewesen wäre, um einen meisterhaft zugeschnittenen Rock wohl zu nähen und zu fertigen, so sollte er nun auch das Kleid selbst zuschneiden, und dieses geriet nicht immer zum besten. . . . Ans eben diesem Wege hatte man auch meine Garderobe, die ich mit auf die Akademie nahm, zu stände gebracht; sie war recht vollständig und ansehnlich und sogar ein Tressenkleid darunter. Ich, diese Art von Auszug schon gewohnt, hielt mich für geputzt genug; allein es währte nicht lange, so überzeugten mich meine Freundinnen, erst durch leichte Neckereien, dann durch vernünftige Vorstellungen, daß ich wie aus einer fremden Welt herein geschneit aussehe. So viel Verdruß ich auch hierüber empfand, sah ich doch anfangs nicht, wie ich mir helfen sollte. Als aber Herr von Masuren, der so beliebte poetische Dorfjunker, einst aus dem Theater in einer ähnlichen Kleidung auftrat und mehr wegen feiner äußeren als inneren Abgeschmacktheit herzlich belacht wurde, faßte ich Mut und wagte meine sämtliche Garderobe gegen eine neumodische, dem Ort gemäße auf einmal umzutauschen, wodurch sie aber freilich sehr zusammenschrumpfte. Nach dieser überstandenen Prüfung sollte abermals eine neue eintreten, welche mir weit unangenehmer auffiel, weil sie eine Sache betraf, die man nicht so leicht ablegt und umtauscht. Ich war nämlich in dem oberdeutschen Dialekt geboren und erzogen, und obgleich mein Vater sich stets einer gewissen Reinheit der Sprache befliß und uns Kinder auf das, was man wirklich Mängel jenes Idioms nennen kann, von Jugend an aufmerksam gemacht und zu einem besseren Sprechen vorbereitet hatte, so blieben mir doch gar manche tiefer liegende Eigenheiten, die ich, weil sie mir ihrer Naivetät wegen gefielen, mit Behagen hervorhob und mir dadurch von meinen neuen Mitbürgern jedesmal einen strengen Verweis zuzog . . . Mir sollten die Anspielungen auf biblische Kernstellen untersagt sein sowie die Benutzung treuherziger Chronikenausdrücke. Ich sollte vergessen, daß ich den Geiler von Kaisersberg gelesen hatte und des Gebrauchs der Sprichwörter entbehren, die doch statt vieles Hin- und Her-sackelns den Nagel gleich aus den Kopf treffen; alles dies, das ich mir mit jugendlicher Heftigkeit angeeignet, sollte ich missen; ich fühlte mich in meinem Innersten paralysiert und wußte kaum mehr, wie ich mich über die gemeinsten Dinge zu äußern hatte. Daneben hörte ich, man solle reden, wie man schreibt, und schreiben, wie man spricht; da mir Reden und Schreiben ein für allemal zweierlei Dinge schienen, von denen jedes wohl feine eigenen Rechte behaupten möchte. Und hatte ich doch auch im Meißner Dialekt manches zu hören, was sich aus dem Papier nicht sonderlich würde ausgenommen haben. Jedermann, der hier vernimmt, welchen Einfluß ans einen jungen Studierenden gebildete Männer und Frauen, Gelehrte und sonst in einer feinen Societät sich gefallende Personen so entschieden ausüben, würde, wenn es auch nicht ausgesprochen wäre, sich sogleich überzeugt halten, daß wir uns in Leipzig befinden. Jede der deutschen Akademien hat eine besondere Gestalt; denn weil in unserem Vaterlande feine allgemeine Bildung durchdringen kann, so beharrt jeder Ort auf seiner Art und Weise und treibt seine charakteristischen Eigenheiten bis aufs letzte; eben dieses gilt von den Akademien. In Jena und Halle war die Roheit aufs Höchste gestiegen, körperliche Stärke, Fechtergewandtheit, die wildeste Selbsthülfe war dort an der Tagesordnung; und ein solcher Zustand kann sich nur durch den gemeinsten Saus und Braus erhalten und fortpflanzen. Das Verhältnis der Studierenden zu den Einwohnern jener Städte, so verschieden es auch sein mochte, kam doch darin überein, daß der wilde Fremdling keine Achtung vor dem Bürger hatte und sich als
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